Juni 2020

Lektüretipps -
gelesen in diesem Frühjahr

Literarische Empfehlungen

Aus der unerschöpflichen Vielfalt von Büchern stehen heute Geschichten im Mittelpunkt, die auf gewisse Art und Weise spannend sind. Mal fiktional, mal real.

Maria Lazar: Leben verboten!
ISBN 978-3-903244-03-0, Preis: 26 €.

Als erstes eine Wiederentdeckung, eigentlich mehr eine Neuentdeckung, weil dieser Roman der österreichisch-jüdischen Schriftstellerin Maria Lazar (1895 – 1948) in der Zeit des Nationalsozialismus nur in einer gekürzten englischen Ausgabe erschien. Der DvB-Verlag (Das vergessene Buch) wirbt mit dem Spruch „Wenn das Leben, das man kannte, plötzlich unmöglich wird“ – ein bisschen erinnert das an den gegenwärtigen Zustand.

Zum Inhalt aus dem Verlagstext: Berlin 1931. Die Roaring Twenties sind vorbei. Massenarbeitslosigkeit, soziale Verelendung und politische Radikalisierung bestimmen den bürgerlichen Alltag. Nach dem großen Börsenkrach von 1929 steht auch der angesehene Bankier Ernst von Ufermann kurz vor dem Bankrott.

Er muss dringend nach Frankfurt, um einen neuen Kredit zu verhandeln. Auf dem Weg zum Flughafen werden ihm seine Papiere gestohlen. Das Flugzeug fliegt ohne ihn los. Als es kurz nach dem Start abstürzt, glaubt alle Welt, dass auch er unter den Opfern ist. Ufermann packt die Gelegenheit beim Schopf: Im Dienst eines jungen nationalsozialistischen Zirkels nimmt er eine neue Identität an, fährt nach Wien und taucht dort unter neuem Namen unter. Seine Ehefrau, die schon lange eine Affäre mit Ufermanns Kompagnon unterhält, streicht derweil die exorbitante Lebensversicherungssumme ihres Mannes ein.

Ein rasantes Katz- und Mausspiel um Täuschung, Verrat und Lüge beginnt, bei dem nur eines sicher zu sein scheint: Für Ernst von Ufermann bleibt das Leben verboten. Im Schatten des Hakenkreuzes scheint die Welt der Kolportage plötzlich grausame Wirklichkeit geworden.

Die klare Sprache und der flotte Erzählstil von Maria Lazar sind ein wirkliches Vergnügen. Es ist schön, dass dieses Buch nun erstmals erscheinen kann. Weitere Verlagsinformationen

 

Maxim Leo: Wo wir zu Hause sind. Die Geschichte meiner verschwundenen Familie
ISBN: 978-3-462-05081-3, Preis: 22 €

Das wirkliche Leben schreibt ebenfalls spannende Geschichten – so wie diese hier. Aus dem Verlagstext (leicht gekürzt): Die wahre Geschichte einer jüdischen Familie, die auf der Flucht vor den Nazis in alle Winde zerstreut wurde, und deren Kinder und Enkel zurückfinden nach Berlin, in die Heimat ihrer Vorfahren. Nach Israel gingen Irmgard und Hans, zwei Berliner Jura-Studenten, die 1934 ins gelobte Land auswanderten und in einem Kibbuz unweit der Golan-Höhen ihre Kinder großzogen. In England trifft Maxim Leo die Familie von Hilde, die als Schauspielerin in kleinen Theatern arbeitete und in jungen Jahren Fritz Fränkel heiratete, Gründer der KPD, Freund Walter Benjamins, mit dem sie nach Frankreich emigrierte. Später floh Hilde mit ihrem Sohn nach London, wo sie es bis zur Millionärin brachte.

In Frankreich wohnt Leos Tante Susi, deren Mutter Ilse im Internierungslager Gurs ihre große Liebe kennenlernte und bis zum Kriegsende im Untergrund lebte. Auf der Suche nach der Vergangenheit seiner Familie entdeckt Maxim Leo eine Zusammengehörigkeit, die keine Grenzen kennt. Und auch seine Cousins und Cousinen zieht es zurück nach Berlin, in die Stadt ihrer Vorfahren.

 

Pierre Martin: Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer
ISBN: 978-3-426-42269-4, Preis: 9,99 €

Wer lieber vom Sommerurlaub träumen mag, Südfrankreich liebt und außerdem gerne Krimis liest, dem sei diese Reihe ans Herz gelegt.

Von Pierre Martin (ein Pseudonym) stammt die Reihe mit Madame le Commissaire, die in der Provence spielt und sofort einem den Lavendelduft ins Gedächtnis ruft. Aus dem Verlagstext: Isabelle Bonnet, Leiterin einer geheimen Spezialeinheit in Paris, wäre bei einem Sprengstoffattentat fast ums Leben gekommen. Für ihren Erholungs-Urlaub reist sie in ihren Geburtsort Fragolin in der Provence. Doch mit der Ruhe ist es schnell vorbei, denn erst verschwindet ein reicher Engländer aus seiner Villa und dann wird am Strand von Saint-Tropez eine Frauenleiche gefunden. Isabelle Bonnet lässt sich überreden, den Fall (degradiert zur Kommissarin und ausgestattet mit falschem Lebenslauf) zu übernehmen – was bei den Kollegen vor Ort nicht gerade Begeisterung auslöst, denn in der Provence-Provinz herrschen noch eine ganze Menge Vorurteile. Doch mit dem dümmlich wirkenden Polizei-Archivar wird ihr ein unerwartet findiger Assistent zur Seite gestellt.

Und wer dann weiterlesen möchte – bislang sind sechs Bände erschienen….

 

Maria Lazar: Leben verboten! DvB-Verlag, Wien 2020.
Maxim Leo: Wo wir zu Hause sind. Köln 2019.
Pierre Martin: Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer. München 2014.