Drei Insel-Bücher mit Beteiligung der Staatsbibliothek zu Berlin

Drei Insel-Bücher mit Beteiligung der Staatsbibliothek zu Berlin

Mitarbeitende einer Bibliothek sammeln und katalogisieren nicht nur Bücher, beraten Leserinnen und Leser – bisweilen sind sie auch an der Entstehung neuer Bücher unmittelbar beteiligt. Drei Titel, die in der Insel-Bücherei erschienen sind, sollen heute und hier vorgestellt werden.

Die Prinzessinnenbibliothek: In königlichen Familien werden die Privatbibliotheken von Frauen in der weiblichen Linie weitervererbt. So erhielt die Bibliothek von Sophia Dorothea von Hannover, Königin in Preußen (1687-1757) und Mutter Friedrich des Großen, die Schwester des Preußenkönigs Luise Ulrike von Preußen, Königin von Schweden (1720-1782). Sie wiederum gab ihre gesamte Bibliothek an ihre einzige Tochter Sophie Albertine, Prinzessin von Schweden und Äbtissin des Reichsstifts Quedlinburg (1753-1829) weiter. In den Titeln wie auch in den verschiedenen Ausgaben spiegelt sich das Spektrum weiblicher Bildung im europäischen Hochadel: Neben der Schönen Literatur dominieren die Bereiche Geschichte, hof- und adelsbezogene Biographien, Memoiren, Briefausgaben, Hofkalender und Reiseliteratur, auch Tafel-werke, Graphikmappen und einzelne Handschriften. Der vorliegende Band stellt ausgewählte Beispiele in Wort und Bild vor.

Das Kräuterbuch des Johann Christoph Ende: Das Kräuterlexikon entstand wohl um 1680. Ein Exemplar der wertvollen Handschrift hat sich in der Staatsbibliothek zu Berlin erhalten. Es zeigt über 200 Kräuter, die nicht nur ausführlich beschrieben, sondern auch mit zahlreichen Hinweisen zur Heilung und Linderung von Krankheiten und Beschwerden versehen sind. Die Auswahl reicht von Aloe bis Wermut – die meisten der Kräuter sind heute noch bekannt und weit verbreitet, und an ihrer heilkräftigen Wirkung hat sich kaum etwas geändert. Die Illustrationen sind Weißschnitte, eine einzigartige Technik. Der perfekte, naturnahe und sorgfältige Schnitt lässt vermuten, dass die Weißschnitte mit dem Messer geschnitten worden sind. Der Autor, Johann Christoph Ende, stammt aus Liegnitz in Schlesien, und er selbst gibt auf der Titelseite an, “Rechtsbeistand” von Beruf zu sein. Weitere biographische Angaben lassen sich nicht ermitteln. Ende war mit einiger Sicherheit akademisch gebildet und schöpfte für sein Werk aus zahlreichen Werken der botanischen Fachliteratur.

Reisende Erzählungen: Scheherezades Geschichten wecken Vorstellungen eines Märchenparadieses mit fliegenden Teppichen und Pferden, Wunderlampen und Flaschengeistern. Mehr als 300 Erzählungen gehören zum Umkreis von Tausendundeiner Nacht, die im arabischen Raum nie ein abgeschlossenes literarisches Werk darstellten, sondern sich in zahlreichen Varianten wiederfinden. Durch eine französische Übersetzung wurden die Erzählungen von Tausendundeiner Nacht im Europa des 18. Jahrhunderts unglaublich populär. Sie prägten damals wie wohl kein anderes Werk die Vorstellungen des Abendlandes vom Orient. Während Orientalisten eine Jagd nach authentischen arabischen Handschriften begannen, inspirierten die Geschichten unzählige Autoren und Buchkünstler zu phantasievollen Interpretationen. Der große Erfolg von Tausendundeiner Nacht in Europa führte schließlich zu einer neuen Wahrnehmung dieser Erzählungen im Orient selbst. Der Band stellt die Überlieferung dieses Klassikers der Weltliteratur vor: von kostbaren islamischen Handschriften und historischen Druckausgaben über illustrierte Prachtbände und Kinderbücher bis hin zur Gebrauchsgrafik.

 

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Silke Trojahn, Andreas Wittenberg
Die Prinzessinnenbibliothek
Die Bücher der Sofia Albertina von Schweden
Grußwort von Barbara Schneider-Kempf
Insel-Bücherei 1474, 14 €
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Das Kräuterbuch des Johann Christoph Ende
Herausgegeben von Renate Schipke. Mit zahlreichen Abbildungen
Insel-Bücherei 2045, 16 €
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Hg.: Michael Lailach, Carola Pohlmann, Christoph Rauch
Reisende Erzählungen. Tausendundeine Nacht zwischen Orient und Europa
Insel-Bücherei 2038, 18 €