Ein Abend für
Maria Müller-Sommer
im Gespräch mit Klaus G. Saur
Maria Müller-Sommer kam in Berlin als Tochter des Bezirksstadtbaumeisters von Berlin-Schöneberg im Jahr 1922 zur Welt. Ihre Eltern brachten ihr die klassische Welt der Kunst, der Literatur und des Theaters nahe. Noch während des Krieges studierte sie Theaterwissenschaften, Germanistik sowie Kunstgeschichte und promovierte zum Thema Theaterzensur im 19. Jahrhundert kurz vor Kriegsende.
1945 begann sie für den Bühnen- und Buchverleger Gustav Kiepenheuer zu arbeiten und entwickelte hier ihr bis heute unnachahmliches Gespür für Stücke, Bücher und Aufführungen, erwarb aber ebenso solide Kenntnisse der Buchhaltung. Nach dem Tod Kiepenheuers lieh sich Maria Sommer Geld und kaufte 1950 Kiepenheuers Partner Joseph Caspar Witsch den Bühnenverlag ab. Sie brachte mit Jean Anouilh, Jean Giraudoux, Graham Greene oder Peter Ustinov neue Autoren auf die deutschen Bühnen; sie entdeckte George Tabori und sorgte 1969 mit der gefeierten Aufführung von „Die Kannibalen“ am Berliner Schillertheater für dessen ersten Erfolg in Deutschland. Maria Müller-Sommer denkt „immer vom Autor aus, vom Werk, ganz dem Wort verpflichtet“ (Die Zeit, 12.7.2007). Das brachte und bringt ihr die Freundschaft zahlreicher Schriftsteller ein wie z. B. Christa Wolf, Günter Grass und Christoph Hein. Doch nicht nur für ihre Autoren engagiert sie sich. Als Vorsitzende des Verwaltungsrates der VG Wort setzte sie sich mehr als zwei Jahrzehnte für die Interessen der Schriftsteller ein; in Anerkennung ihrer Arbeit wurde sie 1999 Ehrenvorsitzende.
Seit mehr als sechzig Jahren ist Maria Müller-Sommer eine der erfolgreichsten Bühnenverlegerinnen dieses Landes. Mit den Einnahmen aus Erfolgsstücken wie „Charleys Tante“ fördert sie anspruchsvolle Werke unbekannter Autoren und Autorinnen. Immer ist sie der Qualität verpflichtet – nach wie vor und jeden Tag in ihrem Wohn- und Verlagshaus in Berlin-Dahlem.
Klaus G. Saur zählt zu den bedeutendsten deutschen Verlegerpersönlichkeiten. 1941 in Pullach geboren baute er ab 1963 den väterlichen Betrieb zur K. G. Saur Verlag GmbH, einem der international renommiertesten Verlage im Bereich der Dokumentation und Information, aus.
Er verlegte u. a. das »Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums« mit einem Umfang von 310 Bänden, das »Deutsche Biographische Archiv« (DBA), das die Welt (16.12.1994) als »Revolution der Dokumentation« bewunderte, und das »Internationales Biographisches Informationssystem«.
Als eine der größten verlegerischen Herausforderungen benannte Klaus G. Saur die Herausgabe des »Allgemeinen Künstlerlexikons«, das auf inzwischen mehr als 100 Bände angewachsen ist.
Seit 2006 ist Klaus G. Saur Vorsitzender der »Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V.«